Wissen • 31. Januar 2018 • 4 Min. Lesezeit
Der Weg des Wassers
Wissen Sie, wie das Wasser in Ihren Wasserhahn kommt? Der Weg des Wassers vom unterirdischen Grundwasser zu Ihnen nach hause ist lang. Wir schauen uns diesen einmal genauer an.
Von der Quelle bis zum Hahn: So kommt das Trinkwasser in unsere Wasserhähne
Das Trinkwasser, das in Deutschland aus dem Wasserhahn fließt, hat in den meisten Fällen nur einen recht kurzen Weg zurückzulegen. Denn hierzulande wird die ortsnahe Versorgung mit Wasser bevorzugt. Damit ist der Weg von der Quelle bis zum Hahn möglichst kurz. Was als Leitungswasser im Haus ankommt, wird von Betreiber:innen des örtlichen Wasserwerkes zunächst als Grundwasser, Quellwasser oder Oberflächenwasser aus dem Wasserkreislauf entnommen. Das ist das sogenannte Rohwasser, das im Wasserwerk so weit aufbereitet wird, dass es den hohen Ansprüchen, die an unser Trinkwasser gestellt werden, auch genügt. Dabei ist das Wasser oft schon so sauber, dass es kaum oder überhaupt nicht aufbereitet werden muss. Sollte eine Behandlung des Wassers notwendig sein, wird es auf natürliche Weise gereinigt, wie etwa mithilfe von Sandfiltern. Denn die Unternehmen der Wasserversorgung achten sehr darauf, dass das Produkt, das sie an ihre Kund:innen per Leitung ins Haus liefern, so naturnah wie möglich ist. Das Trinkwasser gelangt über das öffentliche Leitungsnetz vom Wasserwerk ins Haus und wird dort über die Rohrleitungen zu den einzelnen Wasserhähnen verteilt.
Woher kommt das Trinkwasser?
Mehr als die Hälfte des Wassers, das über die Wasserleitungen zu den Wasserhähnen im Haus gelangt, ist Grundwasser. Dieses wird in einer Tiefe von ungefähr 50 Metern gewonnen. Das Grundwasser ist deswegen so gut als Trinkwasser geeignet, weil es auf seinem Weg von der Oberfläche in die Tiefe durch den Erdboden gefiltert wird und somit vor vielen Verunreinigungen geschützt ist. Ist in einigen Regionen Deutschlands nicht genügend Grundwasser vorhanden, wird das Trinkwasser durch den örtlichen Wasserversorger entweder aus fließenden Gewässern oder aus Talsperren beziehungsweise Seen gewonnen. In diesem Fall wird es durch Brunnen in der Nähe der Gewässer gefördert. Weniger als zehn Prozent des Trinkwassers stammen aus Quellen.
Brunnenwasser kann auch Trinkwasser sein
An vielen öffentlichen Brunnen ist das Schild "Kein Trinkwasser" angebracht. Hier fließt das Wasser aus einem Brunnen, doch es wird nicht ständig vom örtlichen Wasserversorger auf seine Qualität und Unbedenklichkeit überprüft. Trotzdem kann auch Brunnenwasser als Trinkwasser verwendet werden. Dabei ist die Qualität des Wassers zunächst vor der Nutzung, aber auch während der Nutzung in regelmäßigen Abständen immer wieder zu überprüfen. Auch für die Nutzung von Brunnenwasser als Trinkwasser gilt, dass die strengen Regeln der Trinkwasserverordnung genau einzuhalten sind. Das Wasser kann jederzeit beim örtlichen Wasserversorgungsunternehmen getestet werden. Dort wird das Wasser genau analysiert und jeder, der das Wasser trinkt, kann eine Auskunft über diese Werte erhalten.
Wie wird das Trinkwasser aufbereitet?
Damit das Trinkwasser eine gleichbleibend hohe Qualität hat, ist die Aufbereitung in unserem Land durch Gesetze geregelt. Jedes Unternehmen, das sich um die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser kümmert, muss die zahlreichen Normen und Bestimmungen einhalten, die die Qualität des Wassers garantieren sollen. Unter diesen Bestimmungen und Normen ist die deutsche Trinkwasserverordnung (TVO) die wichtigste Norm, die es einzuhalten gilt. Das Bundesministerium für Gesundheit hat in einer Veröffentlichung des Bundesgesundheitsblattes genau festgelegt, welche Stoffe und Verfahren für die Desinfektion und Aufbereitung des Trinkwassers eingesetzt werden dürfen. Das Umweltbundesamt führt diese Liste. Zu den häufigsten Verfahren, mit denen das Trinkwasser aufbereitet wird, gehört beispielsweise, dass die im Wasser enthaltene natürliche Kohlensäure entfernt wird. Dabei wird das Wasser durch Riesler geleitet: Während das Wasser herunterrieselt, nimmt gereinigte Luft diese natürliche Kohlensäure auf. Sollte der Gehalt von Mangan oder Eisen im Grundwasser einen bestimmten Wert überschreiten, dann wird der Überschuss dieser Mineralien aus dem Trinkwasser entfernt. Das hat allerdings eher etwas mit ästhetischen Gründen zu tun: Ist der Eisengehalt im Trinkwasser hoch, dann wirkt das Wasser leicht bräunlich und führt dazu, dass sich Textilien beim Waschen der Wäsche verfärben können. Damit auch kleinste Verunreinigungen aus dem Wasser entfernt werden, wird dieses durch einen Sandfilter geleitet. Ebenso kann das Wasser durch Aktivkohle gefiltert werden. Eine Zugabe von Chlor in das Trinkwasser, damit dieses desinfiziert wird, wird bei uns in Deutschland nur ausnahmsweise durchgeführt.
Wird Trinkwasser aus den Kläranlagen gewonnen?
Die Kläranlagen in Deutschland dienen der Reinigung des Abwassers, aber keinesfalls der Gewinnung von Trinkwasser. Während der Reinigung werden mithilfe unterschiedlicher Verfahren die im Abwasser vorhandenen Stoffe entfernt. Das saubere Wasser wird nach der Reinigung in den Vorfluter geleitet. So wird ein Gewässer, meistens ein Bach oder Fluss, genannt, das sich in der Nähe der Kläranlage befindet. Dort sorgt die Natur selbst dafür, dass das Klärwasser noch weiter gereinigt wird. Regelmäßige Kontrollen sorgen dafür, dass keine Schadstoffe an dieser Stelle aus der Kläranlage in den Vorfluter gelangen können.
Wer ist für die Wasserversorgung verantwortlich?
Damit die Wege für den Transport des Wassers so kurz wie möglich sind, ist die Wasserversorgung in Deutschland regional organisiert. Mehr als 6.200 Unternehmen kümmern sich darum, dass täglich frisches und sauberes Wasser aus den Leitungen kommt. Hier sind mehr als 60.000 Menschen beschäftigt. Jährlich müssen von ihnen ungefähr 5,2 Milliarden Kubikmeter Wasser frisch bereitgestellt werden. Wenn alle Wasserleitungen aneinandergereiht würden, dann bildeten sie eine Strecke mit einer Länge von 530.000 Kilometern und würden fast 42 mal um die Erde reichen. Wasser ist für das menschliche Leben einfach lebensnotwendig, deswegen sind in Deutschland sowohl die Versorgung mit Wasser als auch die Beseitigung des Abwassers Kernaufgaben der sogenannten öffentlichen Daseinsvorsorge. Das heißt, dass sich der Staat sowohl um die Aufbereitung als auch um die Bereitstellung des Wassers kümmert. In der Regel obliegt somit den jeweiligen Gemeinden oder anderen Körperschaften des öffentlichen Rechts die Zuständigkeit für die Wasserversorgung. In den ländlichen Gebieten beliefern kleinere Unternehmen der Wasserwirtschaft eine verhältnismäßig kleine Zahl an Einwohner:innen, während in den großen städtischen Ballungsregionen sehr viele Einwohner mit Wasser durch relativ wenige Unternehmen versorgt werden. Aus diesem Grund wird die Struktur der Besiedlung des Landes auch durch die Struktur der Wasserversorger widergespiegelt.
Die Leitung in der Wand
Damit das Trinkwasser wirklich sauber und qualitativ hochwertig bleibt, müssen auch die Trinkwasserleitungen in Ordnung sein. Je nachdem, welche Zusammensetzung das örtliche Trinkwasser hat, danach richtet sich, aus welchem Material die Leitungen in den Häusern sein sollten. Das ist in den meisten Fällen entweder Kupfer oder Kunststoff. Kommen Installateur:innen ins Haus und verlegen neue Leitungen, dann wissen sie genau, welche Materialien sie wo einsetzen dürfen. Denn Installateur:innen sind bei dem Unternehmen der Wasserversorgung registriert und wissen, welches Material für Rohre sie einsetzen, damit diese nicht vorzeitig korrodieren und damit ihre Korrosionsprodukte an das Trinkwasser abgeben.