Wissen • 28. Februar 2018 • 5 Min. Lesezeit
Die Geschichte vom Trinkwasser
Die Geschichte vom Trinkwasser begleitet die Geschichte der Menschheit seit ihren Anfängen. Kein Wunder, bestehen wir doch selbst zu 70 % aus Wasser. Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit.
Trinkwasser von der Steinzeit bis heute
Eine ausreichende Wasserversorgung ist in der Geschichte der Menschheit zu jeder Zeit ein Thema gewesen, denn ohne Wasser kann ein Mensch nur ca. drei Tage überleben. Im Durchschnitt besteht der Mensch schließlich zu 70 % aus Wasser - und da der Körper ständig über Schweiß und andere Ausscheidungen an Wasser verliert, ist die Flüssigkeitszufuhr überlebenswichtig. Abhängig vom Grad und der Art ihrer Zivilisation und vom Wasserreichtum der Region wurden die Menschen daher seit alters her mitunter sehr erfinderisch, um die Wasserversorgung in wasserarmen Gegenden oder an Orten, wo jahreszeitbedingt saisonale Dürren herrschen, zu gewährleisten.
Die Geschichte vom Trinkwasser im Altertum
Als Nomaden lebende Sammler und Jäger der Steinzeit haben Quellen aufgesucht, um sauberes Trinkwasser zu erhalten oder sie nutzten Bäche und Flussläufe. Versiegten die Flüsse, wurde das eingetrocknete Flussbett aufgescharrt, bis sich Wasser sammelte. Die Steinzeitmenschen beherrschten auch bereits die Methode, einen kleinen Saugbrunnen herzustellen, indem sie einen Speer in den Grund stießen und das Loch mit Gras stopften, dem eine Art Filterfunktion zukam. In die Mitte wurde ein hohler Halm gesteckt, der als Saugrohr für das sich unten sammelnde und durch das Gras sickernde Trinkwasser fungierte.
Bereits vor Tausenden von Jahren entstanden sehr große Stadtzentren mit einer komplexen urbanen Zivilisation. Satellitenaufnahmen zeigen heute, wie in Wüstenregionen verborgene städtische Strukturen unter dem Sand die Wasserversorgung sicherstellten. Die Einwohner dieser riesigen Städte benötigten eine beständige Trinkwasserversorgung. Häufig sind diese Zentren in der Nähe von Fließgewässern entstanden, sodass das Flusswasser genutzt werden konnte.
Schon das Altertum verfügte also über mitunter hoch entwickelte Techniken. Vor über 4.500 Jahren wurden im alten Ägypten tiefe Brunnen ausgeschachtet, um an das Grundwasser zu gelangen. Im gebirgsreichen Iran wurden seit mindestens 3.000 Jahren Stollen mit vertikalen Zuleitungsschächten ausgehoben, die am Rand eines niederschlagsreichen Gebirges begannen und unter der Erde aus den höheren Lagen hinunter zu den Dörfern und Städten liefen. Darin floss das Grundwasser, das für die Wasserversorgung von Mensch und Tier sowie zur Bewässerung der Felder genutzt wurde. Diese "Qanat" genannte Art der Frischwassergewinnung war in den Regionen des Persischen Golfs verbreitet und gelangte über Ägypten und die Seidenstraße in andere Teile der Welt: es gab sie schließlich zum Beispiel auch auf den Kanarischen Inseln sowie in Deutschland im Harz. Die Qanate sind als Vorläufer der Aquädukte bekannt, Wasser transportierender Systeme, die seit ca. 2.300 vor Christus im Römischen Reich und zuvor bereits im Irak, der Türkei und Griechenland verwendet wurden. In der Geschichte vom Trinkwasser versteht man heute darunter meist die im Altertum weitverbreiteten wasserleitenden Brücken mit ihren schönen Bogenwölbungen, die hoch über dem Tal zwischen zwei Berghöhen verliefen.
Während der Orient bzw. das Byzantische Reich die Tradition weiter pflegte und Istanbul noch heute mithilfe eines alten Aquädukts Wasser gewinnt, konnte der Einzug dieser Technik im Zuge des Vordringens der Römer nach West- und Nordeuropa in der Geschichte vom Trinkwasser dort nicht von Dauer sein. Die Germanen, die langsam die römische Vorherrschaft überwanden, ließen die Aquädukte verfallen und verkannten die Vorteile dieser aus Rom kommenden Technik, die ein Vielfaches in puncto Wassermenge und Hygiene garantiert hätte. Daher erlitt die Geschichte vom Trinkwasser einen Rückschritt und im europäischen Mittelalter dienten wieder Brunnen in vielfältiger Ausführung zur oft knappen Wasserversorgung der Menschen.
Die Geschichte vom Trinkwasser im Mittelalter
Natürlich versorgten sich im Mittelalter die ländlichen Höfe selbst über Brunnen mit Nutz- und Trinkwasser, doch in vielen Städten Mitteleuropas wurde die Wasserversorgung bald auch zu einer Aufgabe des Gemeinwesens. Dabei kamen Schöpfräder an Flüssen zum Einsatz oder die zahlreichen Laufbrunnen sowie Sod- oder Ziehbrunnen, die das Grundwasser verwendeten. Außerdem versorgten sich Höfe oder Burgen im Flachland oder in Niederungen oft über bis zu vier Meter tiefe Sickerschächte mit Wasser. In der Geschichte vom Trinkwasser galt die größte Sorge immer einer möglichen Verunreinigung, beispielsweise durch verwesende Tiere oder Abfallprodukte, die schwere Krankheiten und Seuchen auslösen konnte. Deswegen trennte man die Trinkwasserbrunnen und die sogenannten Sudeltröge - also Brunnen, die Brauchwasser lieferten und neben denen Schmutzarbeiten verrichtet werden konnten. Die mutwillige Verschmutzung des Trinkwassers stand unter hoher Strafe. Das Wasser wurde oft über weite Strecken in Trögen und Eimern zum Wohnhaus getragen. Wenn in Trockenzeiten die Brunnen versiegten oder ihr Wasser unbrauchbar war, zapften die Menschen Quellen an und das Wasser gelangte durch Zuleitungsröhren aus Holz und im Spätmittelalter auch aus Blei in die Ortschaften und Städte.
Im mittelalterlichen Feudalsystem entstanden europaweit viele Burgen auf Bergen und Anhöhen. Die Brunnen auf hochgelegenen Burgen konnten in bis zu 150 Meter Tiefe reichen, ein enormer Aufwand und Erfindungsreichtum war daher mit ihrem Bau verbunden. Oft war es jedoch kaum möglich, durch den felsigen Untergrund hindurch einen Brunnen zu bohren. Wenn dann kein Gewässer in der Nähe war oder dieses nicht ausreichte, um den Hofstaat mit Wasser zu versorgen, wurden Zisternen mit Auffanganlagen für das Regenwasser von den Dächern oder anderen Flächen gebaut - ein weiterer Meilenstein in der Geschichte vom Trinkwasser. Zisternen wurden natürlich nicht nur im Bereich der Burgen verwendet, sondern überall, wo es an Möglichkeiten der Wasserbeschaffung mangelte. Aus der oft in den Felsen gehauenen, beckenartigen Tankzisterne wurde später die Filterzisterne entwickelt, in der das einlaufende Wasser zunächst durch geschichtete Sandsteinquader geleitet wurde, die größere Verunreinigungen ausfilterten. Man hat bei mittelalterlichen Burgen auch Reste von Wasserzuleitungen in Form von ineinandergeschobenen Röhren aus Ton oder Holz gefunden; mit den technisch hoch entwickelten Röhrenleitungssystemen der Römer oder früher Klöster konnten sich diese Einrichtungen allerdings nicht messen.
Die Geschichte vom Trinkwasser in der frühen Neuzeit
Obwohl die Hochkulturen der Antike bereits über die Technik der Kolbenpumpe verfügten, kam diese Erfindung in Europa erst in der Frühen Neuzeit wieder zum Zuge. Mit der Entstehung der ersten Manufakturen stieg auch der Wasserbedarf. Außerdem herrschte jetzt im Bergbau beim Abbau von tief gelegenem Kupfer ein Bedarf nach wasserableitenden Pumpsystemen. Ab dem 14. Jahrhundert begann daher in Europa ein neues Kapitel in der Geschichte vom Trinkwasser, in dem Pumpen, die mithilfe von Luftdruck arbeiteten und Wasser beförderten, entwickelt wurden. Daraus entstanden dann später die modernen Pumpsysteme mit unterschiedlichen Antriebsarten wie Dampfmaschinen, Windenergie, Turbinen oder elektrisch betriebene Pumpen.
Im 15. bis 17. Jahrhundert wurden komplexere Kolbenpumpsysteme und Wasserhebemaschinenkonstruiert, die mithilfe großer Mühlräder Wasser in höhere Lagen beförderten. Im 18. Jahrhundert kam das erste Wasserwerk in Betrieb. Dem folgten bald weitere: die Kombination wassergewinnender Brunnen und eines zentralen Wasserreservoirs mit einem dazugehörigen Rohrnetz an Zuleitungen für diejenigen Personen, welche mit Trinkwasser versorgt wurden. Das waren zunächst nur die oberen Gesellschaftsschichten.
Die Wasserwirtschaft begann zu boomen und die Geschichte vom Trinkwasser nahm nun einen rasanten Verlauf. Zahlreiche sogenannte Wasserkünste, bestehend aus Druckanlagen, die das Wasser beförderten, waren nicht nur technisch interessant und funktional, sondern wurden oft auch ästhetisch ansprechend konstruiert und galten als große Attraktion. Zum Ende des 19. Jahrhunderts erreichte die zentrale Wasserverteilung dann auch die breitere Bürgerschaft.
Die Geschichte vom Trinkwasser in der Neuzeit
Heute sind fast 100 % der Einwohner in Deutschland an das öffentliche Versorgungsnetz für Trinkwasser angeschlossen. Der Wasserbedarf kann meist durch regionale Wasserversorgungsanlagen bzw. Wasserwerke über die Kommunen, Wasserverbände oder -genossenschaften sowie privatwirtschaftliche Unternehmen gedeckt werden. Für die Aufsicht sind die Bundesländer zuständig. Daneben gibt es für Regionen, deren Wasser aus verschiedenen Gründen nicht hinreichend als Trinkwasser gefördert werden kann, ein seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts ausgebautes Fernwassernetz. Die Güteanforderungen nach der Trinkwasserverordnung unterliegen hinsichtlich des erforderlichen Reinheitsgrades des Wassers sowie mineralischer Bestandteile strengen Richtlinien, die vorrangig von der EU erlassen werden. Die Trinkwasseraufbereitung wird durch die physikalische, biologische und chemische Reinigung des verbrauchten Wassers in Klärwerken gewährleistet. Trinkwasser aus der öffentlichen Versorgung gibt es nicht umsonst. Ein Kubikmeter Wasser (das sind genau 1.000 Liter) kostet auch schon in benachbarten Gemeinden unterschiedlich viel: der Preis variiert und liegt im Durchschnitt um die 1,50 Euro.